Inhaltszusammenfassung:
Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine parasitäre Erkrankung des Menschen, welche weltweit etwa 220 Millionen Menschen befällt – hauptsächlich in Sub-Sahara Afrika – und zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) zählt. Trotz wachsender Bemühungen ist die Kontrolle und Ausrottung der Schistosomiasis noch lange nicht erreicht, und wie viele andere NTDs betrifft die Schistosomiasis insbesondere die ärmsten Teile der Bevölkerung. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Bemühungen zur Bekämpfung der Schistosomiasis vor allem auf Schulkinder konzentriert, während andere Bevölkerungsgruppen teils außer Acht gelassen wurden. Eine dieser Gruppen sind Frauen im gebärfähigen Alter, welche zusätzlich auch von der weiblichen Genital-Bilharziose (Female Genital Schistosomiasis, FGS) betroffen sein können. Seit seiner Entdeckung ist Praziquantel das wichtigste Medikament zur Behandlung der Schistosomiasis. Über Jahrzehnte wurde es jedoch schwangeren und stillenden Frauen vorenthalten, da man negative Auswirkungen auf den Nachwuchs befürchtete. Da Frauen in Afrika südlich der Sahara jedoch bis zu 25 % ihres gebärfähigen Alters schwanger und bis zu 60 % stillend verbringen, bleiben beträchtliche Teile der Bevölkerung somit oft über längere Zeit unbehandelt. Schwangere Frauen gelten daher als eine der am meisten vernachlässigten und zugleich gefährdetsten Bevölkerungsgruppen. Aufgrund des wachsenden Wissens über die Morbidität der Bilharziose bei Schwangeren ist die Diskussion über den Einsatz von Praziquantel in der Schwangerschaft in den letzten zwei Jahrzehnten neu entbrannt und hat zu neuen Empfehlungen seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geführt. Bisher gibt es jedoch nur zwei randomisierte, kontrollierte Studien zur Behandlung der Schistosomiasis bei schwangeren Frauen. Beide Studien wurden jedoch mit Frauen durchgeführt, welche mit S. mansoni und S. japonicum, den Erregern der intestinalen Schistosomiasis, infiziert waren. Sicherheit und Wirksamkeit von Praziquantel zur Behandlung der urogenitalen Schistosomiasis bei schwangeren Frauen, ausgelöst durch S. haematobium, sind weiterhin nicht untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es daher, diese bisher fehlenden Daten anhand einer klinischen Studie zur Anwendung von Praziquantel zur Behandlung der urogenitalen Schistosomiasis bei schwangeren Frauen vorzustellen. Die Ergebnisse sollen auch dazu beizutragen, die Behandlung denjenigen zugänglich zu machen, die am stärksten betroffen sind und das größte Risiko haben, mit langfristigen Komplikationen dieser parasitären Erkrankung zu leben.
Abstract:
Schistosomiasis is a human parasitic disease that affects around 220 million people worldwide – mainly in sub-Saharan Africa - and belongs to the neglected tropical diseases. Despite growing efforts, the control and elimination of schistosomiasis is far from being realized, and as many other neglected tropical diseases, human Schistosomiasis affects particularly the poorest sections of the population. In the past decades the efforts of controlling schistosomiasis have been focused on school-aged children, leaving out other important sub- populations. One of these groups are women of reproductive age, who are additionally affected of what is nowadays known as “female genital schistosomiasis”. Since it’s discovery, praziquantel has been the most important drug for treating schistosomiasis, but it’s use has longtime been withhold to pregnant and lactating women due to the fear of adverse effects on their offspring. But as women in sub-Saharan Africa spend up to 25% of their reproductive age pregnant and up to 60% breastfeeding, this omission left significant parts of the population untreated. Pregnant women can therefore be identified as one of the most neglected and at the same time vulnerable sub- populations. Due to the growing knowledge about the morbidity of schistosomiasis in pregnant women, the discussion about the use of praziquantel in pregnancy has re-emerged during the past two decades, leading to new recommendations. However, there have only been two randomized controlled studies investigating treatment in pregnant women with schistosomiasis and these were carried out with women infected with S. mansoni and S. japonicum. Safety and efficacy of praziquantel to treat pregnant women infected with S. haematobium – the third main infective causative of human schistosomiasis - remains unknown. This thesis therefore aims to provide further data for the use of praziquantel in pregnant women, and to help bringing the treatment to those who are the most affected and the most at risk of living with long-term complications of the underlying parasitic disease.