Inhaltszusammenfassung:
Die Grundwasserströmung in Karstaquiferen wurde in den letzten Jahren mehrfach mit Hilfe von Doppel-Kontinuum-Modellen beschrieben. Die hydraulischen Parameter solcher Modelle, Durchlässigkeiten und Speicherkoeffizienten für die beiden Kontinua sowie Austauschkoeffzienten, ließen sich bisher nicht aus geometrischen und physikalischen Überlegungen abschätzen sondern nur durch eine Kalibrierung ermitteln. In dieser Arbeit wird ein Ansatz vorgestellt, mit dem diese Parameter zu den geometrischen und hydraulischen Parametern eines Karstaquifers in Beziehung gesetzt werden können. Da ein natürlicher Karstaquifer nicht in dem Maße erkundet werden kann, wie es für die Aufstellung solcher Beziehungen erforderlich ist, wurde ein synthetischer Karstaquifer generiert. Dessen hydraulische Eigenschaften wurden mit Hilfe eines diskreten Modells numerisch beschrieben, wobei die tektonischen Klüfte als Kontinuum und die Karströhren als diskrete Diskontinuitäten innerhalb dieses Kontinuums betrachtet wurden. Um zu prüfen, inwieweit dieser synthetische Aquifer ein Karstsystem repräsentiert, wurde dessen hydraulische Reaktion auf Grundwasserneubildungsereignisse mit Beobachtungen am Malmaquifer der Schwäbischen Alb verglichen. An den Reaktionen mehrerer diskreter Modelle mit bekannten, jedoch unterschiedlichen geometrischen und hydraulischen Parametern wurde jeweils ein Doppel-Kontinuum-Modell kalibriert. Dadurch ließen sich deren hydraulische Parameter über die Parameter der diskreten Modelle identifizieren. Dazu wurden sowohl ein realitätsnahes als auch ein stark vereinfachtes Quelleinzugsgebiet untersucht, wobei letzteres zusätzlich durch analytische Lösungen für den diskreten und den Doppel-Kontinuum-Ansatz beschrieben werden konnte. Mit Hilfe dieser Lösungen konnten die hydraulischen Parameter des Doppel-Kontinuum-Modells abgeschätzt werden. Die hydraulischen Durchlässigkeitsbeiwerte lassen sich aus dem Mittelungsansatz der Kontinuumbetrachtung ableiten. Die Austauschkoeffizienten können durch die Einflußbereiche einzelner Röhren und die hydraulischen Durchlässigkeitsbeiwerte des Kluftkontinuums bestimmt werden, die Speicherkoeffizienten hingegen durch die Aufteilung des gesamten Hohlraumvolumens des diskreten Modells auf die beiden Kontinua. Dabei wird der Speicherkoeffizient des Röhrenkontinuums durch den Teil des Kluftkontinuums festgelegt, der dasselbe hydraulische Verhalten wie die Röhren aufweist. Über die gefundenen Beziehungen können aus den hydraulischen Parametern eines Doppel-Kontinuum-Modells, mit dem die Grundwasserströmung in einem natürlichen Karstaquifer beschrieben werden soll, die geometrischen und hydraulischen Parameter des Drainagesystems abgeleitet werden. Dadurch wird zugleich eine Plausibilitätsbetrachtung der, über die Kalibrierung ermittelten Parameter ermöglicht.