Weshalb muss ich mich mit Theorien auseinandersetzen, ich will doch nur Lehrerin oder Lehrer werden? So fragen Lehramtsstudierende in den Bildungswissenschaften und in den Fachdidaktiken. Die Beiträge des Bandes ‚Theorien! Horizonte für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung‘ bieten eine Antwort auf diese Frage: Zum einen braucht unsere Gesellschaft die Diskussion über die Gesamtorientierung ihrer Bildungsziele und ebenso den fruchtbaren Streit innerhalb der Bildungswissenschaften und den Bezugswissenschaften der schulischen Fächer. In einer Zeit der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche im Bildungsbereich tritt das Bedürfnis nach einer orientierenden Reflexion stärker in den Vordergrund. Theoriediskurse sind der Ort dieser Selbstorientierung. Sodann müssen Lehramtsstudierende in die Lage versetzt werden, mehrperspektivisch zu denken. Dies können sie in der Beschäftigung mit Theorien am besten lernen. Die einzelnen Beiträge des Bandes zeigen, was Theorien jeweils neu sichtbar machen und was sie andererseits verschließen, wenn sie etwa einseitig oder totalisierend rezipiert werden. Schließlich haben Theorien eine genuin heuristische Kraft, Theorien machen sichtbar, sie öffnen Türen, sie lassen uns etwas neu verstehen. Entsprechend fragen die Beiträge des Bandes: Wo finden sich, ob in der Bildungswissenschaft oder den Fachdidaktiken, Beispiele für Aha-Erlebnisse oder für ein Verstehen größerer Zusammenhänge, die erst durch theoretische Durchdringung möglich werden? Was sehen wir in der Welt, in unserem Leben und als Phänomen ganz neu, wenn wir eine Theorie verstanden haben?