Inhaltszusammenfassung:
Das Thema „Alter" weist eine kaum überschaubare Fülle von Aspekten auf, sieht sich dementsprechend auch einem breiten Spektrum an Sichtweisen, Meinungen und Bewertungen gegenüber. Die Beschäftigung mit dem Alter ist bisher vor allem durch geriatrische und gerontologische Studien erfolgt. In der Kunstgeschichte liegt weder im deutschen noch im angloamerikanischen Sprachbereich bisher eine grundlegende Arbeit über das Motiv „Alter" vor, denn das Alter im engeren Sinn war und ist weder Thema geschweige dann Gattung in der Kunstgeschichte.
Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zu schließen und betritt gleichzeitig Neuland, wenn dieses brisante Thema epochal- und disziplinübergreifend Altersdarstellungen in der bildenden Kunst von der Frühen Neuzeit bis zum Beginn der Klassischen Moderne untersuchte. Die Alterswahrnehmung wurde in den jeweiligen Gesellschaften aus Sicht der Sozial-, Kultur- und der Medizingeschichte und die daraus entstandenen Kunstwerke als Resultat eines komplexen Bildfindungsprozesses erörtert, der neben den normativ-ethischen Vorstellungen der jeweiligen Gesellschaft vom Alter, ganz wesentlich aber auch von den traditionellen Regeln der Kunst und den Vorstellungen und Erfahrungen der Künstler abhängig waren. Anhand exemplarischer Abbildungen werden die Hintergründe der Entstehung und die Intentionen der Künstler vorgestellt und analysiert.
Bildliche Darstellungen sind nicht nur ein wichtiger Teil unserer Kultur, sondern auch Teil eines Bildschatzes, der kulturspezifisch in unser kollektives Gedächtnis eingegangen ist. Unsere heutige Auffassung und Einstellung zum Alter wird besser verständlich, wenn wir eine genaue Kenntnis davon haben, wie vormalige Gesellschaften mit dem Alter umgegangen sind. So stellte Thomas Döring auch fest, dass die „Art und Weise der Altersdarstellung ein besonders empfindlicher Seismograph für die ästhetischen und ethischen Maßstäbe einer Epoche" war.