Inhaltszusammenfassung:
Die Wechselwirkungen zwischen Herz und Gehirn sind vielseitig und in ihrem gesamten Umfang noch nicht hinreichend verstanden. Einen weiteren Baustein dieses Zusammenhangs soll diese Arbeit bilden. Sie soll die Frage beantworten, welche kardiologischen Indikationen nach einem neurologischen Ereignis dazu führen können, dass eine Linksherzkatheteruntersuchung durchgeführt wird und ob aus den Ergebnissen der Herzkatheteruntersuchungen Rückschlüsse auf die Notwendigkeit gezogen werden kann. Weiterhin knüpft sie an Studien an, die sich mit der Frage beschäftigt haben, wie sich Erhöhungen des Troponins auf das Outcome oder die Morbidität auswirken.
Die neurologischen Aufnahmediagnosen wurden in 4 Gruppen eingeteilt: AIS, TIA, ICB oder sonstige. Daneben wurden weitere Parameter bestimmt, wie die kardiologischen Biomarker, kardiovaskuläre Risikofaktoren und die Befunde aus dem Herzkatheterlabor. Es wurde ein Follow-Up bis zum 14.03.2021 durchgeführt und Todesfälle, kardiologische oder neurologische Events und erneute Herzkatheter erfasst.
Die Kohorte wurde in die beiden Gruppen der Troponin-positiven Patienten und negativen Patienten eingeteilt. Als positiv galten Patienten, die eine Erhöhung des Troponins über die 99. Perzentile aufwiesen. Die beiden Gruppen wurden bezüglich sämtlicher erhobener Daten gegenübergestellt und Auffälligkeiten auf Signifikanz geprüft. Zur Signifikanztestung wurden der McNeymar und der Chi-Quadrat Test verwendet.
Insgesamt konnten 160 Patienten in die Studie aufgenommen und ausgewertet werden. Es zeigte sich, dass insgesamt 10 verschiedene Ursachen zum Herzkatheter führten. Am häufigsten wurde das akute Koronarsyndrom als Indikation angeführt, wobei der NSTEMI mit Abstand am häufigsten angegeben wurde. Weiterhin zeigte sich, dass insgesamt 60,6% der Herzkatheter als notwendig betrachtet werden konnten. Umgekehrt waren 39,4% der Herzkatheter nicht notwendig. Vor allem bei den Indikationen Klappenerkrankungen, Endokarditis und Herzrhythmusstörungen zeigten sich unterdurchschnittlich wenige notwendige Herzkatheteruntersuchungen, was die Schlussfolgerung zulässt, dass bei diesen Erkrankungen, die Indikation zum Herzkatheter strenger gestellt werden sollte.
Überraschenderweise ließ sich zeigen, dass bei Patienten ohne Troponinerhöhung häufiger kardiologische Symptome vorgelegen haben als bei Patienten mit Troponinerhöhung. Diese Beobachtung lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass bei Patienten ohne nachweisbare Troponinerhöhung die Symptomatik als entscheidender Faktor für die Indikation eines Linksherzkatheters gewertet werden könnte. Eindeutig sagen lässt sich dies aber nicht.
Insgesamt verstarben innerhalb dieser Arbeit mehr Patienten mit Troponinerhöhung als ohne Troponinerhöhung. Diese Erkenntnisse gliedern sich einer Reihe an aktueller Studien an (88–90). Ein weiteres Ergebnis dieser Arbeit ist, dass Frauen eine höhere Sterblichkeit nach Schlaganfall und darauffolgendem Herzkatheter aufweisen als Männer. Die Ursachen und Schlussfolgerungen daraus sind noch nicht hinreichend geklärt. Daraus folgt, dass die Versorgungsqualität von Frauen in den oben beschriebenen Fällen in weiteren Studien in den Fokus gerückt werden muss. Das könnte im Rahmen von prospektiven multizentrischen Studien erfolgen, die sich der Frage widmen, wie ein sinnvolles Screening für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Frauen aussehen könnte und ob Frauen von der gleichen Therapie profitieren wie Männer.
Letztlich müssen zur weiteren Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Herz und Gehirn und der Prognose von Patienten mit Troponinerhöhung noch weitere multizentrische Studien mit größerer Fallzahl stattfinden. Ebenfalls empfiehlt sich ein verlängertes Follow-up, um Mortalität und mögliche neurologischen und kardiologischen Ereignisse besser zu erfassen.