Inhaltszusammenfassung:
Fingerkuppendefekte sind häufige Verletzungen der Hand. Aufgrund des breiten Spektrums an Verletzungsmustern konkurrieren viele Therapiemöglichkeiten miteinander. Bis heute konnte noch kein Goldstandard etabliert werden. Ein konservativer Therapieansatz ist der Semiokklusionsverband, der 1993 zum ersten mal von U. Mennen und A. Wiese beschrieben wurde.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die Erfahrungen und Meinungen von Ärztinnen und Ärzten zu der Semiokklusionstherapie sind und ob, beziehungsweise inwiefern diese in ihrem klinischen Alltag angewandt wird. Mittels einer Online-Umfrage wurde zunächst ein Meinungsbild in der Fachschaft zu den therapeutischen Erfahrungen und der individuellen Indikationsstellung der Semiokklusionstherapie eingeholt.
Im zweiten Teil sollen die Ergebnisse der Folientherapie durch eine retrospektive Untersuchung von Patientinnen und Patienten nach vollendeter Behandlung mit dem Folienverband untersucht werden.
In unserer Nachuntersuchung ließen sich überaus gute Ergebnisse erzielen, die in vielen Fällen sogar die der chirurgischen Methoden übertrafen. Die Semiokklusionstherapie zeichnet sich als einfach durchzuführende, schnelle und kostengünstige Option aus. Die Sensibilität und Griffkraft konnten wieder vollständig hergestellt werden. Auch die Beweglichkeit der Finger D2 bis D5 wurde wieder vollständig hergestellt, einzig beim Daumen kam es zu leichten Einbußen der Beweglichkeit. Bei der Gewebedicke und der Länge des Fingers kann es zu leichten Verlusten kommen, dies hat aber in der Regel keine funktionellen Auswirkungen. Als Komplikationen sind Nagelwachstumsstörungen und Narbenbildung zu nennen, sowie übermäßiges Kälteempfinden und Hypersensibilität, die bei einigen Patientinnen und Patienten auftreten können. Die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit der Therapie war überwiegend positiv.
In Anbetracht dieser überaus guten Ergebnisse der Folientherapie sollte diese wesentlich häufiger in Betracht gezogen werden, wenn sich das nächste Mal die Frage der Therapieform bei Fingerkuppendefekten stellt.