Einfluss von Blutlipiden auf Mortalität und kardiovaskuläres Risiko in über 70-jährigen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/173297
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1732973
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1732973
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-12-17
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Martus, Peter (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-05-22
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Cholesterin , Herzinfarkt , Schlaganfall , Triglyceride , Ereignisdatenanalyse , Sterblichkeit , Statine
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Blutlipide, zu denen in dieser Arbeit das Gesamtcholesterin, das Low-density-Lipoprotein-Cholesterin, das High-density-Lipoprotein-Cholesterin, das Non-High-density-Lipoprotein-Cholesterin, das Remnant-Cholesterin und die Triglyceride gezählt werden, sind wichtige und anerkannte Risikofaktoren für die Entstehung der Atherosklerose. In dieser Arbeit habe ich untersucht, inwiefern in einer bevölkerungsbezogenen Kohorte von über 70-jährigen eine Erhöhung dieser Blutlipide zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle als Stellvertreter für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen und zu einem erhöhten Mortalitätsrisiko führten. Dazu betrachtete ich Daten der Berlin Initiative Studie (BIS), die 2069 Probanden rekrutierte, welche im Zeitraum von 2009 bis 2019 an bis zu 5 Visiten untersucht wurden. Insgesamt standen somit über 7000 Visitendaten zur Verfügung. Zusätzlich wurden die über die BIS generierten Daten mit weiteren Informationen der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Nordost ergänzt, bei der alle Probanden versichert waren. Auf diesem Weg konnten auch nach Ausscheiden eines Probanden aus der Studie und nach Studienende Informationen zu dem Auftreten von Endpunkten gewonnen werden. Die in meiner Arbeit betrachteten Endpunkte waren Tod, Schlaganfall und Herzinfarkt. Die zur Verfügung stehenden Daten der BIS und der AOK habe ich verknüpft, aufbereitet und statistisch ausgewertet, wobei vor allem Überlebensanalysen in Form von Kaplan-Meier-Analysen und Cox-Regressionen durchgeführt wurden. Von den Cox-Regressionen mit Endpunkt Schlaganfall wurden jene Probanden ausgeschlossen, die vor Studieneintritt bereits einen Schlaganfall erlitten hatten, und analog wurden bei den Modellen mit Endpunkt Herzinfarkt nur jene Probanden betrachtet, die noch keinen Herzinfarkt erlitten hatten. Bei den Modellen mit Endpunkt Tod wurden alle Probanden ausgeschlossen, die bereits einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlebt hatten. Die Kaplan-Meier-Analysen wurden mit den Baseline-Werten durchgeführt, für die Cox-Regressionen wurden erst die Werte der betrachteten Blutlipide zu Baseline und anschließend auch die Werte der Blutlipide im Zeitverlauf betrachtet (Cox-Modell mit zeitabhängigen Kovariablen). Während einige Cox-Regressionsmodelle sogar zu signifikanten Risikoerniedrigungen durch erhöhte Lipidwerte kamen, zeigten die meisten Analysen keinen signifikanten Einfluss der Höhe der Lipidwerte auf die in meiner Arbeit betrachteten Endpunkte Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall. Signifikante Risikoerhöhungen zeigten sich lediglich durch hohe Gesamtcholesterin-, LDL-Cholesterin- und Non-HDL-Cholesterinwerte; durch diese Variablen wurde das Herzinfarktrisiko in den zeitunabhängigen Analysen, und durch das LDL-Cholesterin auch in den zeitabhängigen Analysen erhöht. Alle anderen Analysen, die signifikante Ergebnisse lieferten, zeigten eine Risikoreduktion bei Erhöhung der Blutfettwerte. Dies zeigte sich vor allem in jenen Analysen mit Endpunkt Tod, hierbei konnte ich sogar in einigen Modellen eine Reduktion des Mortalitätsrisikos bei einer Erhöhung der Cholesterin- oder Triglyceridwerte sehen. Auch die Einnahme von Lipidsenkern führte zwar zum gewünschten Effekt auf die Höhe der Lipide, hatte aber überwiegend keinen signifikanten Einfluss auf die betrachteten Endpunkte, in einigen Modellen führte aber die Einnahme von lipidsenkenden Medikamenten sogar zu einer Risikoerhöhung für den betrachteten Endpunkt. Die Ergebnisse meiner Arbeit liefern weitere Ansatzpunkte in der andauernden Diskussion, inwiefern eine konsequente Lipidsenkung, vor allem im hohen Alter, sinnvoll ist. Während viele Studien in der Allgemeinbevölkerung den Einfluss von hohen Lipidwerten auf die Entstehung von Atherosklerose und atherosklerotischen Folgeerkrankungen nachweisen konnten, und somit eine Lipidsenkung bei kardiovaskulären Risiken fester Bestandteil der medizinischen Leitlinien ist, ist die Empfehlung für ältere Patienten weniger klar. Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass niedrigere Lipidwerte im Alter keinen Vorteil in Hinblick auf die Auftrittswahrscheinlichkeit von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod haben und dass eine Lipidsenkung im Alter keinen Mehrwert in der kardiovaskulären Prävention liefert. Der Einsatz von Statinen und anderen lipidsenkenden Medikamenten sollte daher auch aufgrund der Multimorbidität vieler geriatrischer Patienten sehr genau abgewogen werden. Klarheit zum Einsatz von Lipidsenkern bei älteren Patienten kann letztendlich nur durch randomisiert-kontrollierte Studien geschaffen werden.

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