Inhaltszusammenfassung:
Bundahishn, die 'Urschöpfung' oder 'Grundlegung', einer der interessantesten mittelpersischen Texte, berichtet über die Kosmogonie der zoroastrischen Religion und gilt als ein kosmologisches Kompendium derselbigen. Er dient uns als eine wichtige Erkenntnisquelle über die zoroastrische Religion und nimmt innerhalb des Ideenkanons jenes Glaubens die vornehmste Stelle ein. Er sollte die Aufmerksamkeit und Genauigkeit einer wissenschaftlichen Betrachtung genießen.
Die Überzeugung, dass der Titel dieses Werkes recht eigentlich Bundahishn sei, ist nicht leicht zu gewinnen; andererseits wäre es voreilig, daraus den Schluss zu ziehen, dass das zu Beginn erscheinende Wort Zand-âgâhih der richtige Titel des Werkes sei. So mag uns, da das Wort Bundahishn bereits am Anfang des Werkes zweifach erscheint, dieses als annehmbarer Titel gelten.
Ferner gibt der Titel Bundahishn deutlich den Inhalt zu erkennen, namentlich die Erschaffung der Welt. Schon mit dem ersten Satz setzt uns der Autor über den Inhalt seines Werkes in Kenntnis: Jene Zandkunde gibt Kunde über die Urschöpfung ..., sodann über die Beschaffenheit der irdischen Geschöpfe von der Urschöpfung an bis zum Ende; zudem werden die Erscheinungen, die die Welt beherbergt, mit einer Erklärung ihrer Was-heit und Wie-heit dargelegt. Mit Recht darf man behaupten, dass diese Aussage tatsächlich so etwas wie eine kurze Inhaltsangabe darstellt. Die drei Hauptabschnitte des Werkes sind eben die Weltentstehungslehre, die weltliche Herrschaft und die Eschatologie.
Die ersten Kapitel schildern ausführlich die Urschöpfung und die dadurch bedingten Kämpfe zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis. Ebenso wird die Entstehung und die Wandlung der Welt geschildert. Leitender und konstituierender Gedankengang ist hierbei das gegensätzliche Verhältnis der beiden uranfänglichen Geister, Ohrmazd, dem kundigen Herrn und Gan(n)âg-Mênôg, dem Zerstörer-Geist. Die Schöpfung stellt im Ablauf des Kampfes eine Notwendigkeit dar. Die Elemente Wasser, Wind, Erde, Feuer und alle Geschöpfe haben einen Kampf gegen den Bösen Geist zu bestehen.
Dann wendet sich der Verfasser der Beschreibung der Beschaffenheit der irdischen Geschöpfe zu und gibt eine Abhandlung von der Gestalt der Welt im allgemeinen und von deren Erscheinungen. Obwohl Bundahishn zum religiösen Schrifttum der Zoroastrier gehört, liefert das Werk ebenso beachtliche Mitteilungen über geographische, botanische und zoologische Erkenntnisse. Hier werden die Berge, die Meere, die Seen, die Flüsse und die Städte von Erân-shahr ausführlich aufgezählt. Allerdings besteht bisweilen auch so manche Schwierigkeit darin, Namen, die oft verdorben und nicht leicht wiederherzustellen sind, genau zuzuordnen. ... Die dargelegten Schwierigkeiten verursachten eine Reihe von zweifelhaften Lesungen, die zumindest ich nicht habe lösen können.