Schiff, Trommel und Behälter: Mythische Vorstellungen rund um das Wort fune, gezeigt am Beispiel des Susanoo-Mythos

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-71760
http://hdl.handle.net/10900/47109
Dokumentart: Arbeitspapier
Erscheinungsdatum: 2013
Originalveröffentlichung: Beiträge des Arbeitskreises Japanische Religionen ; 7
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Asien- und Orientwissenschaften
DDC-Klassifikation: 290 - Andere Religionen
Schlagworte: Japan , Korea , Mythologie
Freie Schlagwörter: Susanoo , Jenseitsboot
mythology , boat
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Dieser Artikel beleuchtet mythische Vorstellungen rund um das Wort ‚fune‘, indem er eine Variante des Nihon shoki (720 n. Chr.) untersucht. In dieser Variante wird berichtet, dass die japanische Gottheit Susanoo in einem Lehmboot von Silla im Südosten der koreanischen Halbinsel nach Izumo in Japan übersetzte. Ich zeichne die historische Entwicklung der einzelnen Motive dieser Erzählung nach und ergänze meine Analyse durch linguistische und archäologische Daten. Dabei wird auf die Vieldeutigkeit des Begriffs ‚fune‘ (Boot, Gefäß, Sarg) sowie auf die Gleichsetzung von Trommel und Boot in ostasiatischen Märchen und Mythen eingegangen. Die Gemeinsamkeit all dieser Gegenstände liegt in ihrer Leere, bzw. Hohlheit. In diesem Zusammenhang verweise ich auf das sog. utsubo-Konzept der Volkskundler Yanagita Kunio und Origuchi Shinobu, demzufolge leere Behälter in verschiedenster Form in vielen Volkserzählungen die Rolle von Transportmitteln für Gottheiten spielen oder eine übernatürliche Kraft beherbergen. Derartige Behälter schweben in den Erzählungen meist vom Himmel herab oder werden an der Küste angetrieben. Ich zeige anhand von japanischen und okinawaischen Beispielen, dass diese Vorstellung sich mit der Idee eines Kulturbringers verband, der den Menschen neue Kulturgüter und -techniken aus einem Land jenseits des Meeres bringt. Mythen dieses Typs lassen sich auch auf der koreanischen Halbinsel nachweisen. Allerdings kommt hier ein neues Element hinzu: Der Kulturbringer heiratet in die Königsfamilie ein und ergreift die Macht in der neuen Heimat. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zum Mythos von Susanoo, der all die obengenannten Elemente enthält, scheint es sehr wahrscheinlich, dass diese Erzählung zusammen mit koreanischen Einwanderern um den Beginn des 5. Jahrhunderts nach Izumo gelangte. Dieser Artikel zeigt, dass mythische und religiöse Konzepte aus China auf der koreanischen Halbinsel tiefgreifende Veränderungen erfuhren. Somit wird die weitverbreitete Vorstellung widerlegt, dass die koreanischen Königreiche lediglich chinesische Kultur an ihre japanischen Nachbarn weitergegeben hätten.

Abstract:

This article sheds light on mythical ideas related to the term ‘fune’ by analyzing a variant from the Nihon shoki (720 CE). This variant reports that the Japanese deity Susanoo came from Silla in the southeast of the Korean peninsula to the Izumo region of Japan, crossing the ocean in a boat made of clay. I trace the historical development of mythical motives contained in this narrative, supplementing my analysis by linguistic and archaeological data. In this context I discuss the ambiguity of the word ‘fune’ which can refer to such different concepts as boat, container or coffin. Furthermore, I deal with the identification of drum and boat which can be observed in fairy tales and myths all over East Asia. The common feature of all those different objects seems to be their hollowness. I connect this fact to the so-called utsubo-concept by the folklorists Yanagita Kunio and Origuchi Shinobu which maintains that in folktales hollow containers in various forms often harbour a supernatural force or are used as a means of locomotion by deities. In most narratives, such containers descend from heaven or are washed ashore. Using examples from Japan and Okinawa, I show that this idea merged with the belief in a culture hero who brought new cultural assets and techniques from a country beyond the ocean. Myths of this type can also be found on the Korean peninsula, but here a new element is added: the culture hero marries into the native royal family and assumes power. Due to the structural similarity of the myth of Susanoo to Korean myths, I argue that this narrative was probably brought to Izumo by Korean immigrants at the beginning of the fifth century. This article shows that Chinese mythical and religious ideas underwent considerable changes on the Korean peninsula, correcting the assumption often found in the prevailing literature that the Korean kingdoms just passed on Chinese culture to their insular neighbours.

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