Inhaltszusammenfassung:
In der Feldstudie wird versucht, den kulturellen 'Flickenteppich' innerhalb einer für die Rekrutierung von Angestellten und Nachwuchskräften zuständigen Abteilung wissenschaftlich zu rekonstruieren.
Die faktischen kulturellen Mechanismen bewegen sich in einem Kontinuum, das von der Person des Abteilungsleiters und von den einzelnen Abteilungsmitgliedern begrenzt wird. Die formal höchste Hierarchiestufe, der Abteilungsleiter, beeinflußt die Kultur im sozialen Feld, indem er für den Fluß des 'sozialen Leims' sorgt, der die Abteilungsmitglieder auf einer kooperativen Ebene miteinander verbindet. Die Abteilungsmitglieder haben innerhalb dieser Vernetzung einen hohen Grad an Autonomie und gestalten ihre kulturellen Mechanismen in konkreten Situationen selbst. Dies beinhaltet auch die tägliche kritische Auseinandersetzung mit den kulturellen Vorgaben der Hierarchie und die Beurteilung der exponierten Rolle des Abteilungsleiters. Unternehmenskultur kann also als dynamisches Wechselspiel zwischen dem hierarchischen 'Oben' und 'Unten' interpretiert werden.
Personalauswahl ist in noch stärkerem Maß als Kultur individuell generiert und den persönlichen Vorlieben und Motiven der Entscheider unterworfen. Auf diese Weise üben sie einen erheblichen Einfluß darauf aus, wer als neuer Mitarbeiter ins Unternehmen integriert wird. Offizielle unternehmenskulturelle oder personalpolitische Vorgaben haben keinen direkten Einfluss auf Personalauswahl, die aus naturwissenschaftlichen Settings bekannten Gütekriterien erwiesen sich als nicht relevant.
Personalauswahl und Unternehmenskultur können nur dann miteinander in Verbindung treten, wenn die individuelle Interpretation der offiziellen Unternehmenskultur mit der individuellen Auffassung der faktischen Kultur deckungsgleich ist, so daß auf Basis dieser einheitlichen Interpretation neue Mitarbeiter für das Unternehmen ausgewählt werden. Dies jedoch ist ein durch Hierarchien nur schwer einsehbarer und unmöglich steuerbarer Prozeß.