Inhaltszusammenfassung:
Seit geraumer Zeit wird intensiv über das Demokratiedefizit der EU diskutiert. In jüngster Zeit hat die EU auf dieses Defizit reagiert, indem z.B. die Idee einer partizipatorischen Demokratie Eingang in den Reformvertrag von Lissabon fand. Damit einher gehen erste Experimente mit Instrumenten der Bürgerbeteiligung, welche in partizipativen und deliberativen Demokratietheorien verankert sind und von der Europäischen Kommission unterstützt werden. Im Unterschied zu Interessengruppenpolitik zielen diese Versuche darauf ab, „Normalbürger“, d.h. nicht eigen-interessierte und unorganisierte Bürgerinnen und Bürger in den Politikprozess einzubeziehen. Beispiele für einen solchen „demokratischen Experimentalismus“ sind die Europäische Bürgerkonferenzen Meeting of Minds sowie zur Zukunft der EU. Ziel dieses Beitrags ist es, diese Modelle und ihrer spezifischen Probleme vor dem Hintergrund der allgemeinen Debatte um das Demokratiedefizit zu diskutieren. Die zentralen Fragen sind: Gibt es „gute Beispiele“ für solche Verfahren? Was sind ihre Effekte? Was können wir aus diesen Beispielen für die Möglichkeiten partizipativen Regierens in der EU lernen?
Abstract:
There is a longstanding debate on the EU’s democratic deficit. Recently, the EU has responded to this by, for example, including the idea of participatory democracy in the Lisbon treaty. This corresponds to first experiments with means for citizens’ participation that are rooted in the idea of participatory and deliberative democracy and supported by the EU Commission. In contrast to interest group politics, these attempts aim at including ‘normal’, i.e. non-interested and unorganized citizens into policy-making. Examples of such ‘democratic experimentalism’ are the citizens’ deliberation ‘Meeting of Minds’ or the European Citizens’ Consultations on Europe’s future. The objective of the paper is to discuss these models and their specific problems against the background of the general democratic deficit debate. The key questions are: Are these examples ‘best practices’? What are their effects? And what can we learn from them for the possibilities of participatory governance in the EU?