Inhaltszusammenfassung:
Erziehung, Erziehungsverantwortung und der Stellenwert, den Erziehung in unserer
Gesellschaft hat, sind zentral innerhalb der Empfehlungen der Ministerpräsidentenkonferenz
(MPK): “Ächtung von Gewalt und Stärkung der Erziehungskraft
von Familie und Schule”. In diesem Kontext sind die Bereitschaft und die
Fähigkeit zur Wahrnehmung der Erziehungsaufgabe und zur Vermittlung von
Sozialkompetenz wichtig, Zielgruppen sind dementsprechend primär die Eltern
aber auch ErzieherInnen und LehrerInnen. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang
die bestehenden bzw. erforderlichen Unterstützungsangebote für
Erziehende. Insbesondere Eltern müssen als zumeist “ungelernte” Kräfte ihre
Erziehungsaufgabe wahrnehmen; Erziehung erfolgt durch “trial and error”, fehlendes
Wissen führt häufig zu Verunsicherungen, normale Erziehungsschwierigkeiten
werden als persönliches Problem und eigenes Versagen empfunden. Eltern
brauchen deshalb Informationen und - je nach Bedarf - unterschiedlich intensive
und ausgestaltete Unterstützungsangebote. Es gibt bereits viele Angebote auch
der direkten professionellen Beratung, über 1000 einschlägige Beratungsstellen
stehen dafür bundesweit zur Verfügung. Diese Angebote werden aber von vielen
Erziehenden, auch oder gerade, wenn sie Probleme haben, nicht in Anspruch
genommen. Zunächst ist es wünschenswert, dass Bewusstsein dafür geschaffen
wird, dass es erstrebenswert ist, ein gute Erziehung zu leisten, die es jungen Menschen
erleichtert ihre Identität zu entwickeln. Die Integration in die oft soziale
Umwelt wird so erleichtert und das eigene Sozialverhalten wird gestärkt. Der
Appell an die Erziehungsverantwortung sollte einhergehen mit der Motivation
von Erziehenden, sich Beratung und Unterstützung zu holen. Gleichzeitig ist es
wünschenswert, dass die Zugangsstrukturen der Dienste den potentiell Betroffenen
offen stehen. Auswirkung einer entsprechend verbesserten Orientierung
wäre, dass auf die Beratungsstellen eine erhöhte Nachfrage zukäme. Dies macht
nur Sinn, wenn eine erhöhte Nachfrage nach Erziehungs- und Familienberatung
auch gedeckt werden kann. Sollte dies nicht möglich sein, wären entsprechende
Sensibilisierungsmaßnahmen für Prävention in der Erziehungs- und Familienberatung
eher kontraproduktiv und führen zu enttäuschten Erwartungen der nach
Hilfe Nachfragenden.
Vor diesem Hintergrund sollen im Rahmen einer Studie die aktuelle Situation
der Erziehungs- und Familienberatungsstellen (im folgenden Text abgekürzt als
EFB), ihre inhaltlichen Schwerpunkte, aber auch ihre finanziellen und organisatorischen
Rahmenbedingungen für ihre Arbeit untersucht werden. Der Zeitraum
“nach Erfurt” wird besonders beleuchtet: Etwaige Veränderungen innerhalb der
letzten 3 Jahre, sowohl in Bezug auf die Nachfrage, als auch auf die personelle
und finanzielle Ausstattung sind bedeutsam.