Soziokulturelle und berufliche Integration von ausländischen Ärzt*innen in der ambulanten Versorgung in Deutschland

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/136931
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1369312
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-78282
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-02-27
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Joos, Stefanie (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2022-10-10
Schlagworte: Medizin , Ausland , Integration , Arzt , Ärztin , Versorgung
Freie Schlagwörter: Versorgungsforschung
Qualitative Forschung
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Zahl von im Ausland ausgebildeten Ärzt*innen in Deutschland steigt stetig und wird in Zukunft vermutlich weiter anwachsen. Es ist anzunehmen, dass auch im hausärztlichen Bereich zunehmend migrierte Ärzt*innen tätig sein werden. Die Studien in Deutschland zur Migration von Ärzt*innen konzentrieren sich bisher auf den stationären Bereich. Mit der vorliegenden Studie sollen die Schwierigkeiten und Unterstützungsbedarfe von migrierten Ärzt*innen im ambulanten Bereich mit Fokus auf hausärztliche Arbeit erhoben werden. Es wurde ein qualitatives Studiendesign mit zielgerichteter Stichprobe gewählt. Dafür wurden leitfadengestützte Interviews mit 13 im ambulanten Bereich tätigen migrierten Ärzt*innen aus Baden-Württemberg und Hessen durchgeführt. Neun der Ärzt*innen waren hausärztlich tätig und vier waren andere Fachärzt*innen. Die Interviews wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Schreier ausgewertet. In den Interviews konnten drei Phasen der Migration identifiziert werden: Aufbruch, DesOrientierung, Adaptation. Es zeigten sich drei maßgebliche Problembereiche: 1) Verständigung. Es wurden Verständigungsprobleme sowohl mit Patient*innen als auch mit Kolleg*innen angesprochen. Insbesondere das Verstehen von Dialekt und der schriftliche Ausdruck wurden thematisiert. 2) Administrative Aufgaben. Die Ärzt*innen berichteten von Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung, intransparenten Anerkennungsverfahren und komplizierter Kommunikation mit den zuständigen Behörden. Außerdem sahen die Interviewten sich teilweise diskriminiert in den Bereichen Karriere und Gehalt. 3) Adaptation und Ankommen. Während nur vereinzelt von Problemen in den beruflichen Beziehungen zu Patient*innen und Kolleg*innen erzählt wurde, wurde die Einfindung in das neue Gesundheitssystem als mühsam erlebt. Ihre soziale Integration beurteilten die Ärzt*innen hauptsächlich an ihren privaten Beziehungen, die zu knüpfen mit unterschiedlich großen Schwierigkeiten verbunden waren. Zusammenfassung 89 Die vorgeschlagenen Lösungen können in drei Ansätze geordnet werden. Die ersten beiden sind dabei vor allem für Ankunft und DesOrientierung von Nutzen, während der dritte hauptsächlich die Adaptation erleichtern würde: 1) Strukturierende Maßnahmen. Beispielsweise ein leicht zugänglicher Leitfaden zu allgemeinen und spezifisch-ärztlichen migrationsrelevanten Themen. 2) Ein erweitertes Angebot an Vorbereitungskursen. Unter anderem zusätzliche berufsbegleitende Sprachkurse. Außerdem speziell auf das ambulante Setting vorbereitende Kurse zusammen mit deutschen Weiterbildungsassistent*innen. 3) Persönliche Ansprechpartner*innen. Einmal in Form von Mentoring, das unter anderem administratives, fachliches und soziales Mentoring beinhalten könnte. Außerdem als organisierte Plattformen, um Kontakte zwischen migrierten Ärzt*innen zu fördern, insbesondere im ambulanten Bereich. Ein Teil der Lösungsansätze könnte sich mit Leichtigkeit ohne große strukturelle Veränderungen umsetzen lassen, andere bräuchten eine koordinierte Zusammenarbeit mehrerer Akteur*innen (bspw. Weiterbildungsverbünde und Ärztekammern). Sinnvoll wäre es, Kurse für einheimische und migrierte Kolleg*innen gemeinsam zu denken. Im Vergleich mit Studien im stationären Bereich fällt vor allem auf, dass die Sprache im ambulanten Bereich von größerer Bedeutung zu sein scheint. Dagegen scheinen sich die beruflichen Beziehungen zu Patient*innen und Kolleg*innen einfacher zu gestalten. Administrative Schwierigkeiten scheinen ähnlich zu sein. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass ein wichtiger Faktor für die Bleibeentscheidung der Ärzt*innen ihre soziale Integration inklusive des Knüpfens von privaten Beziehungen ist. Dies ist insbesondere für das hausärztliche Setting von Bedeutung, da hier eine längerfristige Beziehung zu Patient*innen wichtig ist. Um die Unterstützungsstrukturen für migrierte Ärzt*innen zu verbessern, wären als nächster Schritt Studien mit Patient*innen und weiterbildungsbefugten Ärzt*innen sinnvoll, um auch deren Erfahrungen mit migrierten Ärzt*innen zu berücksichtigen.

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